„The Economics of the Music“ ist das erste wissenschaftlich fundierte Lehrbuch, in dem die ökonomischen Grundlagen der Musikwirtschaft im Allgemeinen und der Musikindustrie im Besonderen abgehandelt werden. Ausgangspunkt ist die Analyse von Musik als ökonomisches Gut, das durch das Urheberrecht in seiner Nutzung geschützt wird. Kapitel 2 beschäftigt sich daher mit der Mikroökonomik der Musik, das zu „Economics of Music Copyright“ überleitet, wobei in diesem Kapitel institutionenökonomische Erklärungsansätze zur Anwendung kommen. Der Hauptteil des Buches besteht aber in der ausführlichen Analyse der unterschiedlichen Sektoren der Musikindustrie – Musikverlagswesen, phonografische Industrie, Live-Musiksektor und sekundäre Musikmärkte –, in der das Interaktionsnetzwerk in den einzelnen Sektoren und zwischen den Sektoren analysiert werden.

Den verschiedenen Arbeitsmärkten in der Musikwirtschaft ist ein eigenes Kapitel gewidmet, wobei die unterschiedlichen Einkommensströme für Musikschaffende genauer untersucht werden. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Superstartheorien zur Erklärung der großen Einkommensungleichheiten wie auch Arbeitsmarkttheorien für den Kunst- und Kulturbereich für die Analyse fruchtbar gemacht.

Da die Digitalisierung schon früh einen massiven Einfluss auf das Musikbusiness hatte, wird diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet. Darin werden die neuen Regeln, Strukturen und Prozesse, die im Zuge der digitalen Revolution entstanden sind, dargestellt und durchleuchtet werden. Neue Ansätze wie Medienkonvergenz, Disintermediation, Prosumption und Artepreneurship werden dabei erläutert und hinterfragt. Dabei schließt das letzte Kapitel zum digitalisierten Musikbusiness den Kreis zum Beginn des Buches, in dem in einer “Short Economic History of the Music Business” ein Überblick über die wirtschaftlichen Prozesse in der Musikproduktion, ‑distribution und -rezeption seit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert bis zur digitalen Revolution seit 2000 geboten wird.

 

Peter Tschmuck, 2017, The Economics of Music. Newcastle-upon-Tyne: Agenda Publishing.

Hardback £55.00 | $70.00 ISBN 9781911116073
Paperback £16.00 | $23.00 ISBN 9781911116080
e-book £16.00 | $23.00 ISBN 9781911116097
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Rezension: The Economics of Musicc

Einleitung

In der Einleitung wird der Versuch unternommen, die Begriffe Musikindustrie, Musikwirtschaft und Musikbusiness voneinander abzugrenzen. Dabei wird die Musikindustrie bestehend aus den wirtschaftlichen Sektoren Musikverlagswesen, phonografische Industrie und Live-Musikbusiness modelliert, die mit sekundären Musikmärkten (z.B. Medien, Film, Werbung, Games) verknüpft ist und in der Musikwirtschaft im weiteren Sinn eingebettet ist, zu der auch der Musikinstrumentenbau/-handel, die Musikausbildung, Interessensverbände und der Musikexport zählen.

 

Kapitel 1: A Short Economic History of the Music Business

In diesem Kapitel wird aufgezeigt, dass die Produktion, Distribution und Rezeption von Musik stets auch mit wirtschaftlichen Prozessen einhergeht. Insbesondere nach der Erfindung des Notendrucks im 15. Jahrhundert setzte eine wirtschaftliche Dynamik ein, die das Musikverlagswesen hervorbrachte, aber auch die Grundlagen für einen europaweiten Opern- und Konzertbetrieb Ende im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts legte. Begleitend dazu hat sich eine moderne Urheberrechtsgesetzgebung, beginnend mit dem Statute of Anne (1709/1710), herausgebildet, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts flächendeckend in ganz Europa ausbreitete und schließlich zur Gründung von Verwertungsgesellschaften führte. Mit der Erfindung des Phonografen durch Thomas A. Edison im Jahr 1877 hat eine neue Zeitrechnung in der Musikwirtschaft begonnen, da nun erstmals Musik nicht nur in ephemer, sondern auch in konservierter Form wiedergegeben werden konnte. Damit wurde das bestehende Musikverwertungsnetzwerk aus Musikverlagen und Musikveranstaltern nachhaltig umgeformt und hat jene Wertschöpfungszusammenhänge konstituiert, die die Musikindustrie im 20. prägten.

 

Kapitel 2: Microeconomics of Music: Music as an Economic Good

Wenn Musik als ökonomisches Gut verstanden wird, dann zeigen sich ganz unterschiedliche Eigenschaften. Nach Samuelson (1954) kann Musik als öffentliches Gut beschrieben werden, bei dem die Ausschluss- und Rivalitätsmechanismen des Marktes nicht wirken, wodurch dessen Monetarisierung erschwert wird. Der Notendruck und später dann der bürgerliche Konzertbetrieb haben Musik in ein Klub- bzw. Mautgut (Buchanan 1965) verwandelt, das sich durch einen Preismechanismus monetarisieren lässt. Mit der Möglichkeit der Tonaufnahme konnte Musik in ein privates Gut verwandelt werden, was neue wirtschaftliche Verwertungsmöglichkeiten schuf. Die Digitalisierung hat dann allerdings den öffentlichen Gutscharakter von Musik wieder sichtbar gemacht und die Problematik des Trittbrettfahrens, wie es das Musik-Filesharing darstellt, aufgeworfen.

Es werden aber auch noch andere ökonomische Ansätze zur Erklärung von Musik als öknomisches Gut herangezogen. Das Konzept meritorischer Güter von Musgrave (1957) hilft verstehen, wie es zur Trennung zwischen dem von der öffentlichen Hand geförderten klassischen Musiksektor und der dem Markt ausgesetzten Popularmusik kommen konnte. Es wird Musik auch als Informationsgut, Erfahrungsgut (Shapiro and Varian 1999) und digitales Gut analysiert und die jeweiligen ökonomischen Wirkungen sichtbar gemacht.

 

Kapitel 3: The Economics of Music Copyright

Das Urheberrecht ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass Musik wirtschaftlich verwertet werden kann. Es definiert Eigentumsrechte (Coase 1937; Williamson 1975) und stellt die Basis für vertragliche Beziehungen zwischen den AkteurInnen im Musikbusiness (Caves 2002) dar. In diesem Kapitel werden daher Ansätze der Ökonomik des Urheberrechts mit vertragsökonomischen Modellen verknüpft, um die Entstehung bestimmter Marktformen (z.B. monopolistische Konkurrenz, Oligopol) erklärbar und verstehbar zu machen (Tschmuck 2009).

 

Kapitel 4: The Markets for Music: Music Publishing

In diesem Kapitel wird die wirtschaftliche Relevanz des internationalen Musikverlagswesens dargestellt und dabei einzelne nationale Märkte genauer untersucht. Es werden die verschiedenen Geschäftsmodelle der Musikverlage genauer analysiert wie auch die Rolle, die die großen Industrieverlage (Universal Music Publishing, Sony/ATV, Warner/Chappell Music) aber auch die Indie-Verlage im Markt spielen.

 

Kapitel 5: The Markets for Music: Sound Recording

Ähnlich wie im Abschnitt über die Musikverlage, wird in diesem Kapitel der Umfang und die Entwicklung des phonografischen Marktes dargestellt. Dabei wird der Wandel vom Tonträger-zentrierten Geschäftsmodell hin zum Digitalmarkt analysiert, in dem es nicht mehr um den Besitz von Musik geht, sondern wo sich die Wertschöpfung aus dem Zugang zur Musik über das Streamingmodell neu organisiert hat.

 

Kapitel 6: The Markets for Music: Live Music

Während der phonografische Markt in den letzten 15 Jahren stark geschrumpft ist, wies das Live-Musikbusiness eindrucksvolle Zuwächse auf. Es werden dabei empirische Belege für das Vereinigte Königreich und Deutschland präsentiert, die zeigen, dass das Live-Business mittlerweile um einiges größer ist als die lange Zeit wirtschaftlich dominierende phonografische Industrie. Neben dem Wandel des Musikkonsumverhaltens, ist es vor allem die strukturelle Umgestaltung des Live-Musikmarktes durch einflussreiche Akteure wie Live Nation und AEG, die das Live-Business prägen. Exemplarisch wird deshalb die Entwicklung von Live Nation zum weltweit größten Veranstaltungs- und Ticketingkonzern nachgezeichnet, um den Wandel des ursprünglich lokal und regional organisierten Live-Musikbusiness zu einem globalen und oligopolistischen Markt verständlich zu machen.

 

Kapitel 7: The Markets for Music: Secondary Music Markets

Musik sorgt nicht nur für Wertschöpfung in den primären Musikmärkten, sondern hat auch wirtschaftliche Relevanz darüber hinaus. Musik ist für TV und Radio ein wichtiger Programmbestandteil und ist in Kinofilmen, Werbung und Games nicht wegzudenken. Die Musiklizenzierung ist dabei der wichtigste Link zwischen primären und sekundären Musikmärkten, wobei den Verwertungsgesellschaften dabei eine wichtige Rolle zukommt. Es werden aber in diesem Kapitel auch vergleichsweise neue Ertragsquellen für das Musikbusiness wie das Branding, Sponsoring und Merchandising analysiert.

 

Kapitel 8: Music Labour Markets

Die Musikindustrie ist nicht nur eine Einkommensquelle für Musikschaffende und Unternehmen, sondern bildet auch verschiedene Arbeitsmärkte aus. In diesem Kapitel werden zu Beginn die exorbitant hohen Einkommensunterschiede zwischen wenigen Superstars und der Masse von schlecht verdienenden KünstlerInnen thematisiert und durch Superstartheorien von Rosen (1981), Adler (1985) und MacDonald (1988) erklärt. In weiterer Folge kommen dann auch noch Theorie des künstlerischen Arbeitsmarktes zur Anwendung, um Besonderheiten wie systematische Angebotsüberschüsse und das Work-Preference-Modell verständlich zu machen. Das Kapitel schließt mit einer Fallstudie der Einkommenssituation US-amerikanischer MusikerInnen ab.

 

Kapitel 9: Economics of the Digital Music Business

Das abschließende Kapitel des Buches nimmt das digitale Musikbusiness genauer unter die Lupe. Eingangs wird die neue Musikstreaming-Ökonomie genauer erklärt, indem verschiedene Ansätze verglichen werden, bevor das Geschäftsmodell von Spotify genauer untersucht wird. Im zweiten Teil wird das Wertschöpfungsnetzwerk des digitalen Musikmarktes erklärt und neue Entwicklungen wie Medienkonvergenz, Prosumption, Disintermediation und Artepreneurship dargestellt und reflektiert.

Jedes Kapitel schließt mit einem Literaturverzeichnis zum abgehandelten Thema ab, und den Abschluss des Buches bildet ein ausführlicher Index für Personen, Unternehmen, Institutionen, technischen Ausdrücken etc.

 

Literaturangaben

Adler, Moshe, 1985, „Stardom and Talent“. American Economic Review, Vol. 75: 208-212.

Buchanan, James M., 1965, „An Economic Theory of Clubs“. Economica, New Series, 32(125): 1-14.

Caves, Richard E., 2002, Creative Industries. Contracts between Art and Commerce. Boston: Harvard University Press.

Coase, Ronald, 1937, „The Nature of the Firm“. Economica, 4 (16): 386–405.

MacDonald, Glenn, 1988, „The Economics of Rising Stars“. American Economic Review,

Vol. 78: 155-66.

Musgrave, Richard A., 1957, „A Multiple Theory of Budget Determination“. Finanzarchiv 17: 333-343.

Rosen, Sherwin, 1981, „The Economics of Superstars“. American Economic Review, Vol. 71: 845-858.

Samuelson, Paul A., 1954, „The Pure Theory of Public Expenditure“. Review of Economics and Statistics, 36(4): 387-389.

Shapiro Carl und Varian, Hal, 1998, Information Rules: A Strategic Guide to the Network Economy. Boston: Harvard Business School Press.

Tschmuck, Peter, 2009, Copyright, Contracts and Music Production. Information, Communication & Society, Vol 12(2), 2009: pp 249-266.

Tschmuck, Peter, 2012, Creativity and Innovation in the Music Industry, 2. Auflage. Heidelberg etc.: Springer.

Williamson, Oliver E., 1975, Markets and Hierarchies, Analysis and Antitrust Implications: A Study in the Economics of Internal Organization. New York: Free Press.

 

 

Peter Tschmuck, 2017, The Economics of Music. Newcastle-upon-Tyne: Agenda Publishing.

Hardback £55.00 | $70.00 ISBN 9781911116073
Paperback £16.00 | $23.00 ISBN 9781911116080
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