In regelmäßigen Abständen treten MusikerInnen an die Öffentlichkeit, um auf ihre meist sehr niedrigen Einkünfte aus dem Musikstreaming zu verweisen (beispielsweise die Cellistin Zoe Keating im Februar 2014). Diese vereinzelten Meldungen lassen allerdings keine Rückschlüsse darauf zu, ob nicht zumindest die Superstars vom aufkommenden Musikstreaming profitieren. In der nun folgenden Analyse wird versucht, das Einkommen, das Superstars aus dem Musikstreaming im Vergleich zum Verkauf von Tonträgern und Downloads, der Lizenzierung von Verlagsrechten und aus dem Live-Business erzielen, darzustellen. Die Statistiken beruhen dabei auf der Billboard Money Makers List 2015, in der die 40 Topverdiener des US-amerikanischen Musikbusiness aufgelistet sind. Zur Methodik der Berechnung des Nettoeinkommen der KünstlerInnen siehe hier[1]: http://www.billboard.com/articles/news/billboard-lists/6553545/billboard-top-40-money-makers-rich-list-2015#methodology

 

Musikstreaming 2014 – das Musikstreamingeinkommen der Superstars

Jährlich publiziert das Billboard Mazagine die Music’s Money Makers List der 40 Topverdiener des US-amerikanichen Musikbusiness. Erfasst werden dabei allerdings nur InterpretInnen und die Zahlen sind auf Einkommen der KünstlerInnen aus den USA beschränkt. Billboard hat dazu die Daten von Nielsen SoundScan für Musikverkäufe und von Boxscore für Einnahmen aus dem Live-Business ausgewertet und zusätzlich mit Hilfe einer Formel die Verlagseinkünfte aus der Verwertung der mechanischen Rechte berechnet. Nicht erfasst sind somit Einnahmen aus dem Branding, Sponsoring, Merchandising und der Verwertung von Synchronisationsrechten. Nichtsdestotrotz geben uns die Zahlen einen guten Einblick, welche Relevanz Musikstreaming im Einkommensmix der Superstars spielt.

 

Abbildung 1: Die Billboard Money Makers List 2015

Fig. 1 - Money Makers List 2015Quelle: Eigene Darstellung nach Billboard’s Money Makers List 2015.

 

Im Durchschnitt verdient ein Superstar der Top 40 Verdiener mit dem Musikstreaming US $297.883. Verglichen mit den anderen Einnahmequellen ist das der geringste Betrag. An erster Stelle rangiert das Einkommen aus Konzerttourneen mit durchschnittlich US $11,7 Mio., gefolgt von Musikverkäufen (physisch und digital) mit US 2,0 Mio. und von Einnahmen aus der Lizenzierung mechanischer Rechte mit US $621.000. Musikstreaming macht also lediglich einen Anteil von 2,18 Prozent am Gesamtkuchen für einen US-Superstar im Durchschnitt aus.

 

Abbildung 2: Die Relevanz von Musikstreaming im Einkommensmix eines Superstars in den USA

Fig. 2 - Share of revenue sources for average artistQuelle: Eigene Darstellung nach Billboard’s Money Makers List 2015.

 

Die Pop-Queen P!nk hat das Medium-Streamingeinkommen von US $214.000 erzielt. Sie liegt damit exakt in der Mitte der Liste, die von Rapper Eminem mit US $1,1 Mio. angeführt wird und an deren unterem Ende die Alternative Rockband Phish mit US $7.500 aufscheint. Bemerkenswert ist dabei, das Phish im Gesamtranking lediglich vier Plätze hinter Eminem liegt, der den 20. Rang einnimmt. Zudem sind Eminems Streamingeinkünfte mit US $1,1 Mio. niedriger als seine Verlagstantiemen (US $1,5 Mio.), die Musikverkäufe (US $4,2 Mio.) und natürlich sein Einkünfte aus dem Live-Business (US $5,2 Mio.)

 

Abbildung 3: Das Musikstreamingeinkommen für die Top 40 Verdiener des US-Musikbusiness (in US$)

Fig. 3 - Streaming income for top-40 earnersQuelle: Eigene Darstellung nach Billboard’s Money Makers List 2015.

 

Konzerttourneen sind auch für die Superstars die wichtigste Einnahmequelle. Fast alle 40 Topverdiener haben 2014 mehr als US $4,0 Mio. aus dem Live-Geschäft lukrieren können. Bei den Top-10 Acts der Money Makers List zeigt sich, dass Einnahmen aus Konzerttourneen für mehr als 80 Prozent des Gesamteinkommens verantwortlich zeichnen. Taylor Swift ist dabei die einzige Ausnahme. Sie ist 2014 nicht auf Tour gegangen, sondern hat ihr neuestes Album „1989“ veröffentlicht und damit US $9,4 Mio. eingenommen. Damit liegt sie in der Kategorie „Musikverkäufe“ unangefochten an erster Stelle. Verglichen mit Musikverkäufen und den Einnahmen aus dem Verlagsgeschäft von US $3,5 Mio., nehmen sich ihre Einkünfte aus Musikstreaming in der Höhe von US $608.100 recht bescheiden aus. Diese machen lediglich 4,5 Prozent des Einkommensmix aus.

 

Abbildung 4: Der Einkommensmix der Top 40 Verdiener in der Billboard Money Makers List 2015

Fig. 4 - Streaming statistiscs for money makers list 2015Quelle: Eigene Darstellung nach Billboard’s Money Makers List 2015.

 

Schlussfolgerungen

Zwar ist Taylor Swifts Einkommen aus Streaming von US $600.000 respektabel, aber im Vergleich zu anderen Einnahmequelle doch eher nur die Butter auf dem Brot. Bei anderen sehr bekannten Stars nimmt sich der Verdienst mit Musikstreaming noch bescheidener aus: Billy Joel (US $188.900), Elton John US $167.500), The Eagles (US $158.200), Bruce Springsteen (US $109.000) und Cher (US $17.700). Keiner dieser Stars könnte seinen Lebensunterhalt allein mit Einnahmen aus dem Musikstreaming bestreiten. Für weniger bekannte KünstlerInnen sieht die finanzielle Lage dementsprechend schlechter aus. Musikstreaming ist für sie definitiv keine nachhaltig relevante Einkommensquelle. Es zeigt sich somit, dass MusikerInnen heutzutage viele Quellen anzapfen müssen, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Dem Live-Geschäft kommt dabei wohl die wichtigste Rolle zu. Das gilt auch für die Superstars, deren Haupteinnahmequelle Konzerttourneen sind. Diese Zahlen spiegeln also die neuen Gesetzmäßigkeiten der digitalen Ökonomie wider, wonach der Musikverkauf (physisch und digital) kein tragfähiges Geschäftsmodell darstellt – zumindest nicht für die MusikerInnen.

 

Quellenangaben

Billboard.biz, „Billboard Money-Makers List: Music’s Top Earners of 2014“, 1. Mai 2015 (letzter Zugriff am 14.07.2015).

The Guardian, „Musician Zoe Keating reveals iTunes, Spotify and YouTube payouts for 2013“, 24. Februar 2014 (letzter Zugriff am 14.07.2015).

 

Endnoten

[1] Die der Billboard Money Makers List 2015 zugrunde liegende Methodik wird auf billboard.biz folgender Maßen beschrieben „Money Makers was compiled with Nielsen Music and Billboard Boxscore, 2014 U.S. data only. Revenue from merchandising, synchronization and sponsorship is not included. The following royalty rates, minus a 4 percent producer’s fee, were used: album and track sales, 22 percent of retail revenue; streaming revenue, 22 percent for current acts and 50 percent for heritage acts. Publishing royalties were estimated using statutory mechanical rates for album and track sales and the Copyright Royalty Board streaming formula; for labels‘ direct deals with interactive services, blended audio and video rates of, respectively, $0.0075 and $0.0045. (A 10 percent manager’s fee was deducted from each category.) Touring revenue equals 34 percent of an act’s Boxscore.“

 

 

 

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