Rezension: Blockbusters von Anita Elberse

Elberse, BlockbustersAnita Elberse von der Harvard Business School, deren Artikel zum Unbundling von digitalen Musikalben in diesem Blog schon einmal ausführlich gewürdigt habe, hat nun ihre erste Monografie unter dem Titel „Blockbusters. Why Big Hits – and Big Risks – are the Future of the Entertainment Business“. Darin vertritt sie die These, dass das Internet und die Neuen Medien den Zugang zu Märkten drastisch vereinfacht haben, was aber weniger den kleinen Content-Anbietern genutzt hat, sondern nur den großen Entertainment-Konzernen, die für ihr Superstar- und Blockbuster-Modell unter den neuen digitalen Rahmenbedingungen noch bessere Rahmenbedingungen vorfinden als zuvor. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Zukunft des Entertainment Business sind die Blockbuster und das damit verbundene Superstar-Business. Wie sie diese These ausarbeitet und empirisch zu belegen versucht, zeichne ich in weiterer Folge nun nach.

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Das Geschäftsmodell „Michael Jackson“

Der Tod von Michael Jackson hat einen erneuten Run auf seine Musik ausgelöst. Das US-amerikanische Branchen-Magazin Billboard zitiert die SoundScan-Zahlen für die Verkaufswoche nach dem Ableben des „King of Pop“, wonach die Top-8-Plätze von dessen Alben eingenommen wurden. Auch in den iTunes- und Amazon-Download-Charts hielt Jackson in der genannten Woche die Führungsposition inne.

Allerdings spiegeln diese Zahlen keineswegs die Beliebtheit des Künstlers in den letzten Jahren wider. Zwar vergab die Recording Industry Association of America (RIAA) noch im März dieses Jahres die nunmehr 28. Platin-Schallplatte für das Album „Thriller“, aber das war eine der wenigen Auszeichnungen für Jackson im weltweit wichtigsten Musikmarkt seit Jahren. Die letzte Vergabe einer Platin-Schallplatte (mehr als 1 Mio. Stück) in den USA – und zwar für „Number Ones“ reicht schon ins Jahr 2005 zurück. Jacksons Tonträger verkauften sich Anfang des 21. Jahrhundert also schon längst nicht mehr so gut wie in den 1980er und frühen 1990er Jahren, als er den Gipfel seiner Popularität erreicht hatte.

Insbesondere im Jahrzehnt von 1979 bis 1989 gebührt Michael Jackson tatsächlich auch aus wirtschaftlicher Sicht der Titel „King of Pop“. Anhand der Zahlen, die die RIAA auf ihrer Homepage zur Verfügung stellt, lässt sich diese Ausnahmeposition der Pop-Ikone zumindest für den US-Markt rekonstruieren, aber auch die Problematik der Superstar-Strategie, wie sie von den Majors in den frühen 198oer Jahren eingeschlagen wurde, aufzeigen. Weiterlesen

Michael Jackson, King of Pop 1958-2009 – In memoriam

Am 25. Juni verstarb mit Michael Jackson jener Musiker, der emblematisch für den Superstar-Pop der 1980er und 1990er Jahr stand. Jackson prägte nicht nur die Musik für eine gesamte Pop-Generation, sondern er repräsentierte quasi ein Geschäftsmodell, das gerade in den letzten Jahren in Auflösung begriffen ist. Das ist von großer Symbolkraft und das Ableben der „King of Pop“ markiert somit in vielerlei Hinsicht das Ende einer Ära.

Ralph Wunsch, der Gastautor dieses Beitrags und ein Michael Jackson Kenner,  versucht gerade die wirtschaftlichen Aspekte der Superstar-Ikone und des Geschäftsmannes zu beleuchten, ohne dabei die Persönlichkeit des Musikers aus den Augen zu verlieren. Weiterlesen

Wie böse ist das File-Sharing? – Teil 15

David Blackburn verfasste 2004 an der Harvard University ein Working Paper mit dem Titel „On-line Piracy and Recorded Music Sales“ und wählte eine ähnliche Methodik, wie davor schon Oberholzer-Gee/Strumpf (siehe Teil 3), nämlich über einen gewissen Zeitraum die über File-Sharing herunter geladenen Alben mit den Verkaufszahlen ihrer physischen Pendants zu vergleichen und daraus mit ökonometrischen Methoden die Auswirkungen von File-Sharing auf den CD-Absatz zu eruieren. Dabei beobachtet der Autor zwei Effekte: einen Subsitutionseffekt, der sich negativ auf den CD-Absatz auswirkt und einen Samplingeffekt, den er als „penetration effect“ bezeichnet, der den CD-Absatz sogar ankurbelt. In einer gesamtheitlichen Betrachtung aller Albenverkäufe heben sich die Effekte auf, sodass keine statistisch signifikante Wirkung von File-Sharing auf den CD-Absatz feststellbar ist. Betrachtet man aber die Alben von sehr bekannten Künstler, die in den letzten 10 Jahren Charterfolge aufzuweisen hatten, so dominiert bei ihnen der Substitutionseffekt, wohingegen bei unbekannten Künstlern, die kaum in den Charts vertreten sind, der Samplingeffekt vorherrscht. Durch das File-Sharing kommt es also zu einer Nivellierung des Superstareffekts und einer Umverteilung der Erträge aus dem Tonträgergeschäft von den Superstars zu den weniger bekannten Künstlern. Wie dieses Ergebnis im Detail zustande kommt, kann nun hier nachgelesen werden. Weiterlesen

Wie böse ist das File-Sharing? – Teil 7

Dieses Mal werden gleich drei Artikel genauer betrachtet, die sich alle mit dem Phänomen des Musik-Sampeln, d.h. dem „Probehören“ von Musik-Files, die via Tauschbörsen gewonnen wurden, beschäftigen. Im Gegensatz zum bereits im zweiten Teil der Serie besprochenen Artikel von Liebowitz kommen alle drei Studien zum Schluss, dass Sampling sehr wohl Absatz steigernd für Tonträger bzw. käuflich zu erwerbende Musik wirkt und bei Weitem den Substitutionseffekt ausgleicht.

So zeigen Peitz und Waelbroeck (2006) modellhaft, dass auch die Label über den Sampling-Effekt mit einem Gewinnzuwachs rechnen können, wenn die angebotene Vielfalt der Musiktitel hoch ist.

Bounie, Bourreau und Waelbroeck (2005) untermauern diese Erkenntnisse auch empirisch mit einer Studie über das Musikkonsumverhalten von Studentinnen und Studentin, indem sie aufzeigen, dass es zwei Typen von File-Sharer gibt: „Explorer“ und „Piraten“, wobei erstere wesentlich mehr Einfluss auf den Musikmarkt haben als letztere.

Und schließlich kombinieren Gopal, Bhattacharjee und Sanders (2006) ein von ihnen erstelltes Anreizmodell für Musik-Sampling mit einer Befragung, die zum Schluss kommt, dass Sampling, wenn es mit geringen Kosten verbunden ist, nicht nur zu einem Wohlfahrtszuwachs führt, sondern auch den Superstar-Effekt abschwächt.

Wie die Studien im einzelnen aufgebaut sind und wie die Autoren zu ihren Schlussfolgerungen kommen, kann im Detail hier nachgelesen werden. Weiterlesen