Nach der erfolgreichen Abhaltung der International Music Business Research Days an der Erasmus Universität Rotterdam im Jahr 2021, fand die Konferenz dieses Jahr wieder an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien statt. Angelehnt an das Thema der Partnerkonferenz – Parallelgesellschaften – standen dieses Jahr die „Parallel Worlds in the Music Industry“ im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen am 20. Oktober 2022.
Am Vormittag des dritten Konferenztages befasste sich Beate Flath von der Universität Paderborn mit den „New Virtual Worlds for Music“. Ausgehend von Fallbeispielen wie die Avatar-Künstlerin Hatsune Miku, die ABBA Voyage Music Hall in London und die Konzertauftritte von MusikerInnen im Ego-Shooter-Game Fortnite, zeigt Beate Flath auf, dass es sich bei diesen virtuellen Musikanwendungen keineswegs um Parallelwelten handelt, sondern Erweiterungen bzw. Ergänzungen zum realen Musikleben darstellen. Eine Art Parallelwelt erzeugten auch die zahlreichen Lockdowns während der COVID-19-Pandemie in den letzten beiden Jahren. Die vielfältigen Auswirkungen der Pandemie werden in dem soeben erschienen Sammelband „Rethinking the Music Business“ thematisiert, der in einer Buchpräsentation, die von Guy Morrow von der University of Melbourne bestritten wurde. Die anschließende Podiumsdiskussion mit Guy Morrow, Beate Flath, Zarja Peters und Daniel Nordgård nahm sowohl auf die neuen virtuellen Musikwelten als auch auf die Buchpräsentation Bezug und versuchte neue Entwicklungen in Musikbusiness nachzuspüren.
Der Nachmittag, der gleichzeitig auch die Auftaktveranstaltung für die Konferenz „Parallelgesellschaften“ der IASMP-DACH und der Gesellschaft für Popularmusikforschung (GfPM) darstellte, war ganz dem Thema „Parallel Worlds of Music Streaming“ gewidmet. Hyojung Sun von der University of York und David Hesmondhalgh von der University of Leeds gingen in ihren Vorträgen auf die aktuellen Entwicklungen in der Musikstreaming-Ökonomie ein. Hyojung Sun stellte in ihrer Keynote mit dem Titel „Asset Economy in the Music Streaming Business“ die aktuellen Akquisitionen von Musikkatalogen durch die Musik-Majors und neuen Playern wie den Hipgnosis Songs Fund in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. David Hesmondhalgh zeigte in der Folge auf, wie die Algorithmen der Musikempfehlungssysteme nicht nur die Musikauswahl bestimmen, sondern auch soziale Ungleichheiten befördern können. Eben diese Auswirkungen der Musikstreamingökonomie wurden dann anschließend von den beiden Keynote-Speakern mit der in Wien ansässigen Musikerin Yasmo und dem Gründer des Label-Kollektivs analogsoul, Fabian Schütze, unter der Leitung von Hannes Tschürtz (ink music) ausführlich diskutiert.
Am Vortag, dem 19. Oktober 2022, fand der Conference Track Day statt, in dem WissenschafterInnen aus Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, Slowenien, Spanien und den USA aktuelle Ergebnisse der Musikwirtschaftsforschung präsentierten und diskutierten. Unter anderem wurden die Production Network Perspektive in der Musikindustrie, die Funktionsweise von Netlabels, das Internet of Musical Things, die Live-Musikindustrie in den Niederlanden sowie die Rolle der Blockchain-Technologie und NFTs im Musikbusiness thematisiert.
Den Auftakt zu den 13. International Music Business Research Days stellte traditionsgemäß am 18. Oktober 2022 der Young Scholars‘ Workshop dar, in dem NachwuchswissenschafterInnen aus Kanada, Trinidad & Tobago, den USA und aus dem Vereinigten Königreich ihre Master- und Doktorarbeiten präsentierten und mit MentorInnen diskutierten. Die Verleihung des Best Paper Awards, dieses Mal an Farley J. Joseph von der University of the West Indies/Trinidad & Tobago für sein Paper mit dem Titel „Sustaining innovation: Online concert models in a post-COVID-19 Trinidad & Tobago“, bildete dann auch den Abschluss der Konferenz am 20. Oktober.
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