KI in der Musikindustrie – Teil 1: Was ist künstliche Intelligenz?

2023 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem künstliche Intelligenz als Game-Changer in der Musikindustrie erkannt wurde, nachdem auf den Social Media Seiten der Song „Heart on My Sleeve“, der von einer KI, die täuschend echt die beiden Rap-Superstars Drake und The Weeknd nachahmte, interpretiert wurde. Zwar spielen KI-Anwendungen schon seit vielen Jahren eine wesentliche Rolle in der Musikerkennung, Musikempfehlung und bei der sogenannten Produktionsmusik, aber die täuschend echte Replikation von Stimmen großer Superstars und das selbständige Musikschaffen von KI-Systemen stellen eine neue Qualität im musikindustriellen Produktionsprozess dar, die eine Disruption in der Musikindustrie einläuten könnten.

Was liegt daher näher, als sich ausführlich in einer Blog-Serie mit verschiedenen Aspekten des Einflusses von KI auf Prozesse und Strukturen in der Musikindustrie auseinanderzusetzen. Den Anfang macht ein Beitrag, in dem eine definitorische Abgrenzung, was eigentlich unter künstlicher Intelligenz zu verstehen ist, vorgenommen wird. Der einleitende Blog-Post stellt daher die Frage: „Was ist KI?“

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International Journal of Music Business Research – Oktober 2023, Vol. 12, No. 2

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Volume 12, No 2, Oktober 2023

Editorial von Peter Tschmuck, S. 45

Dan G. Hodges Jr.: Nashville: The Creative Business Cluster and its Life Cycle, S. 47-56

Zarja Peters & Phillip Cartwright: A Perspective on NFTs in the Arts-and-Music Industry, S. 57-77

Buchbesprechung von Benjamin Morgan: Computing Taste: Algorithms and the Makers of Music Recommendation von Nick Seaver, S. 79-81

Die Taylor Swift-Story – „Selling Me and My Future“

Heute am 7. Juli 2023 wird Taylor Swifts Neueinspielung ihres zweiten Studioalbums „Speak Now (Taylor’s Version)“ mit großem Mediengetöse veröffentlicht. Die Albenverkäufe werden wohl durch die Decke gehen und neue Verkaufsrekorde erzielen. Es stellt sich aber die Frage, warum der derzeit wohl größte Superstar des Popmusik-Business ein Album, das bereits 2008 veröffentlicht wurde, noch einmal aufgenommen hat? Es ist mehr als eine Marketingaktion, sondern wurzelt in der Frühzeit von Taylor Swifts Karriere, die beim Indie-Label Big Machine Records in Nashville begann, als sie als 15-jährige einen 13-Jahresvertrag mit Labelgründer Scott Borchetta abgeschlossen hat. In dieser Zeit entstanden sechs Studioalben, die, wie es in der phonografischen Industrie üblich ist, dem Label gehören. Wenn dieses Label dann verkauft wird, wechseln auch die Masteraufnahmen den Besitzer. Genau das wollte Taylor Swift verhindert und kämpfte jahrelang darum, die Masteraufnahmen ihrer ersten sechs Studioalben zurückzubekommen. Die Bemühungen waren vergeblich, wie wir heute wissen. Die Aufnahmen wurden nicht nur einmal verkauft, sondern auch ein zweites Mal verkauft und jedes Mal mit einem gewaltigen Gewinnzuwachs, von dem Taylor Swift nicht profitierte. Die Künstlerin wollte es nicht auf sich beruhen lassen und kündigte 2019 an, alle sechs Alben neu einspielen zu wollen, um der Spekulation mit ihren künstlerischen Leistungen etwas entgegenzusetzen.

In der Folge wird die Geschichte hinter der Auseinandersetzung um die Masteraufnahmen von Taylor Swifts ersten sechs Studioalben aufgerollte und die Detail nacherzählt, um nicht nur die Beweggründe für die Neueinspielungen, sondern auch die Rolle des sich breit machenden Finanzkapitalismus in der Musikindustrie näher zu beleuchten.

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International Journal of Music Business Research – April 2023, Vol. 12, No. 1

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Volume 12, no 1, April 2023

Editorial von Peter Tschmuck, S. 1

Benjamin Oduro Arhin, Mark Millas Coffie, Hope Senalor Konu & Edwin Ekow Annan Ferguson: Split Sheets in Ghanaian Recording Studios, S. 3-12

William E. Tsitsos & R. Saylor Breckenridge: The Work of Reproduction in the Age of Digital Art: The Role of ‘Aura’ in the Revitalisation of Vinyl Records and Cassettes, S. 13-23

Farley J. Joseph: Sustaining Innovation: Digital Live Music Models in a Post-COVID-19 Trinidad and Tobago, S. 25-41

Buchbesprechung von Catherina Strong: Rethinking the Music Business: Music Contexts, Rights, Data and COVID-19. Edited by Guy Morrow, Daniel Nordgård and Peter Tschmuck, Springer Music Business Research book series, S. 43-44

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Musik als Investment – Teil 9: Ein Erklärungsansatz

Der Boom am Musikrechtemarkt setzt sich auch 2023 unvermindert fort. Schon im Januar des neuen Jahres verkündete Primary Wave, dass es sämtliche Masterrechte und daraus fließende Einkommensströme der Rockband YES aus ihrer Zeit bei Atlantic Records sowie die Musikrechte der beiden ehemaligen Mitglieder der US-Rockband, The Doors, Robby Krieger und Ray Manzarek, erworben hat.[1] Kurz danach wurde bekannt, dass Justin Bieber um geschätzte US $200 Mio. seine gesamten Musikverlagsrechte inklusive des Autorenanteils sowie den Künstleranteil an den Leistungsschutzrechten an den von Blackstone finanzierten, privaten Hipgnosis Songs Capital Fund verkauft hat.[2]

Damit wird die Aktualität der Serie „Musik als Investment“ noch einmal unterstrichen, die sich zum Ziel setzt, den aktuellen Boom am Markt für Musikrechte zu untersuchen und einen Erklärungsansatz dafür zu finden.

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Musik als Investment – Teil 8: Reservoir Media Management

Reservoir Media ist eines jener musikbezogenen Unternehmen, das mithilfe einer Special Purpose Acquisition Company 2021 an die Börse gebracht wurde, wie im Teil 7 der Serie bereits beschrieben wurde. Reservoir wurde 2007 von der ausgebildeten Pianistin Golnar Khosrowshahi, die eine Zeitlang als Direktorin der vom Star-Cellisten Yo-Yo Ma ins Leben gerufenen Non-Profit Organisation Silkroad gearbeitet hat, als Musikverlag in New York City gegründet.[1] Reservoir hat mit seinen aggressiven Akquisitionen von Verlags- und Masterrechten in den letzten Jahren mediales Aufsehen erregt. Highlights sind dabei der Kauf Muttergesellschaft von Chrysalis Records, Blue Raincoat Music, im Jahr 2019, wodurch der Katalog an Masterrechten schlagartig um rund 20.000 Aufnahmen gewachsen ist[2] und der Erwerb des Musikverlags Shapiro Bernstein im Mai 2020, womit 16.000 Copyrights, darunter zu Songs von Michael Jackson, den Beatles, Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Bob Dylan und Elton John, den Besitzer wechselten.[3] Zum Zeitpunkt des Börsengangs 2021 ist Reservoir kein klassischer Musikverlag, sondern ein Unternehmen zur Musikrechteverwertung, das mittlerweile Milliarden Dollar in den Erwerb von Musikkatalogen gesteckt hat, um entsprechende Rückflüsse zu erzielen, mit denen AnlegerInnen befriedigt werden sollen. Der Aufstieg von Reservoir von einem Musikverlag zu einem Musikrechteverwerter und die dahinter liegenden wirtschaftlichen Strukturen werden in diesem Blogbeitrag dargestellt.

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Musik als Investment – Teil 7: SPACs

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SPAC steht für Special Purpose Acquisition Company und ist ein börsennotiertes Unternehmen, welches das Ziel verfolgt, Anlegerkapital für Investitionen an der Börse zu akquirieren. SPACs sind in den letzten beiden Jahren auch für die Musikindustrie relevant geworden, nachdem einige musikbezogene Unternehmen mithilfe von diesen Finanzkonstrukten an die Börse gebracht worden waren, so der französische Musikstreamingdienst Deezer, das arabische Pendant Anghami mit Sitz in Abu Dhabi und die US-Musikrechteagentur Reservoir. Aber auch die 10 Prozentbeteiligung des Hedgefonds Pershing Square Capital Management an der Universal Music Group wurde über eine SPAC finanziert.

Nach einem SPAC-Boom in den letzten beiden Jahren hat das Interesse an dieser speziellen Form von Aktiengesellschaft nachgelassen und es werden zahlreiche Unternehmen – auch mit Musikbezug – rückabgewickelt und das Anlagekapital den InvestorInnen zurückgezahlt. In diesem Beitrag wird die Funktionsweise dieser Finanzvehikel näher erläutert sowie der Aufstieg und Fall von musikbezogenen SPACs analysiert.

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Musik als Investment – Teil 6: Round Hill Music

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Hipgnosis war nicht das erste Unternehmen, das sich als eine Art Investmentfonds auf den Erwerb und die Monetarisierung von Musikrechten spezialisiert hat. 2010 gründete der ehemalige Hedgefonds-Manager Josh Gruss gemeinsam mit Neil Gillis und Richard Rowe in New York City den Musikverlag Round Hill Music mit dem Ziel Musikcopyrights zu erwerben und wirtschaftlich auszuwerten.[1] Wie Round Hill Music als Musikverlag, der über Investmentfonds über die letzten zehn Jahre hunderte Millionen Dollar eingesammelt hat, um Musikrechte zu erwerben, zu einem wichtigen Player im Musikrechtemarkt geworden ist, wird nun in dieser Folge der Serie „Musik als Investment“ genauer dargestellt.

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13. Vienna Music Business Research Days im Rückblick

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Nach der erfolgreichen Abhaltung der International Music Business Research Days an der Erasmus Universität Rotterdam im Jahr 2021, fand die Konferenz dieses Jahr wieder an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien statt. Angelehnt an das Thema der Partnerkonferenz – Parallelgesellschaften – standen dieses Jahr die „Parallel Worlds in the Music Industry“ im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen am 20. Oktober 2022.

Am Vormittag des dritten Konferenztages befasste sich Beate Flath von der Universität Paderborn mit den „New Virtual Worlds for Music“. Ausgehend von Fallbeispielen wie die Avatar-Künstlerin Hatsune Miku, die ABBA Voyage Music Hall in London und die Konzertauftritte von MusikerInnen im Ego-Shooter-Game Fortnite, zeigt Beate Flath auf, dass es sich bei diesen virtuellen Musikanwendungen keineswegs um Parallelwelten handelt, sondern Erweiterungen bzw. Ergänzungen zum realen Musikleben  darstellen. Eine Art Parallelwelt erzeugten auch die zahlreichen Lockdowns während der COVID-19-Pandemie in den letzten beiden Jahren. Die vielfältigen Auswirkungen der Pandemie werden in dem soeben erschienen Sammelband „Rethinking the Music Business“ thematisiert, der in einer Buchpräsentation, die von Guy Morrow von der University of Melbourne bestritten wurde. Die anschließende Podiumsdiskussion mit Guy Morrow, Beate Flath, Zarja Peters und Daniel Nordgård nahm sowohl auf die neuen virtuellen Musikwelten als auch auf die Buchpräsentation Bezug und versuchte neue Entwicklungen in Musikbusiness nachzuspüren.

Der Nachmittag, der gleichzeitig auch die Auftaktveranstaltung für die Konferenz „Parallelgesellschaften“ der IASMP-DACH und der Gesellschaft für Popularmusikforschung (GfPM) darstellte, war ganz dem Thema „Parallel Worlds of Music Streaming“ gewidmet. Hyojung Sun von der University of York und David Hesmondhalgh von der University of Leeds gingen in ihren Vorträgen auf die aktuellen Entwicklungen in der Musikstreaming-Ökonomie ein. Hyojung Sun stellte in ihrer Keynote mit dem Titel „Asset Economy in the Music Streaming Business“ die aktuellen Akquisitionen von Musikkatalogen durch die Musik-Majors und neuen Playern wie den Hipgnosis Songs Fund in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. David Hesmondhalgh zeigte in der Folge auf, wie die Algorithmen der Musikempfehlungssysteme nicht nur die Musikauswahl bestimmen, sondern auch soziale Ungleichheiten befördern können. Eben diese Auswirkungen der Musikstreamingökonomie wurden dann anschließend von den beiden Keynote-Speakern mit der in Wien ansässigen Musikerin Yasmo und dem Gründer des Label-Kollektivs analogsoul, Fabian Schütze, unter der Leitung von Hannes Tschürtz (ink music) ausführlich diskutiert.

Am Vortag, dem 19. Oktober 2022, fand der Conference Track Day statt, in dem WissenschafterInnen aus Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, Slowenien, Spanien und den USA aktuelle Ergebnisse der Musikwirtschaftsforschung präsentierten und diskutierten. Unter anderem wurden die Production Network Perspektive in der Musikindustrie, die Funktionsweise von Netlabels, das Internet of Musical Things, die Live-Musikindustrie in den Niederlanden sowie die Rolle der Blockchain-Technologie und NFTs im Musikbusiness thematisiert.

Den Auftakt zu den 13. International Music Business Research Days stellte traditionsgemäß am 18. Oktober 2022 der Young Scholars‘ Workshop dar, in dem NachwuchswissenschafterInnen aus Kanada, Trinidad & Tobago, den USA und aus dem Vereinigten Königreich ihre Master- und Doktorarbeiten präsentierten und mit MentorInnen diskutierten. Die Verleihung des Best Paper Awards, dieses Mal an Farley J. Joseph von der University of the West Indies/Trinidad & Tobago für sein Paper mit dem Titel „Sustaining innovation: Online concert models in a post-COVID-19 Trinidad & Tobago“, bildete dann auch den Abschluss der Konferenz am 20. Oktober.

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