Der 11. Juli 2018 war ein außergewöhnlicher Tag für die altehrwürdige Londoner Börse. Mit einem Volumen von GBP 202 Mio. ging der größte Börsengang des Jahres über die Bühne. Es handelte sich dabei nicht um ein Tech-Startup oder um ein Pharma-Unternehmen, das einen neuen Corona-Impfstoff auf den Markt gebracht hat, sondern um einen Investmentfonds, der sich auf den Erwerb und die wirtschaftliche Auswertung von Musikrechten spezialisiert hat – den Hipgnosis Songs Fund.[1]
Hipgnosis ist eine auf der Kanalinsel Guernsey eingetragene Firma, die vom altgedienten Musikmanager Merck Mercuriadis, der unter anderem Beyoncé, Elton John, Iron Maiden, Morrissey und Nile Rodgers betreut hat, gegründet wurde. Mercuriadis war zuvor auch der CEO der Sanctuary Group, die 2007 um GBP 44,5 Mio. an die Universal Music Group verkauft worden war.[2]
Das Geschäftsmodell von Hipgnosis besteht darin, Musikkataloge zu erwerben, um sie in Form unterschiedlichster Nutzungen zu monetarisieren. Verantwortlich für die Auswahl der zu kaufenden Kataloge ist die Family (Music) Ltd., die ebenfalls von Merck Mercuriadis gegründet und mittlerweile in die Hipgnosis Song Management Ltd. umgewandelt wurde. Sie fungiert als Investment Adviser Board, dem neben dem Gründer Mercuriadis die Songwriter und Produzenten Nile Rodgers, The-Dream, David A. Stewart, Starrah, Giorgio Tuinfort, Poo Bear und Rodney Jerkins sowie die beiden Rechtsexperten Bill Leibowitz und Ian Montone angehören.[3]
Die Investmentstrategie wird im Geschäftsbericht für das 2020/21 als „[f]ocuses on proven Songs and Artists of great cultural importance“ beschrieben. Dabei sieht sich Hipgnosis nicht als klassischer Musikverlag, sondern als „Song Manager, (…) who can protect the meaning and secure the financial future of the creator’s songs“. In diesem Sinn möchte Hipgnosis unterbewertete Songs identifizieren und die Erlöse durch Intensivierung der verschiedenen Möglichkeiten zur Rechtsauswertung steigern.[4]
Welche Musikkataloge wurden nun auf Anraten des Investment Adviser Boards zwischen Juli 2018 und März 2022 angekauft und wie wurden diese Akquisitionen finanziert? Diese und weitere Fragen werden nun im ersten Teil der Analyse des Hipgnosis Songs Fund ausführlich beantwortet.
Weiterlesen ‚Musik als Investment – Teil 4: Hipgnosis Songs Fund (1. Teil)‚
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