Is Streaming the Next Big Thing? – Die Label-Perspektive

Der Vorsitzende der britischen Beggars Group, Martin Mills, gab jüngst in einem Interview für den Guardian zu Protokoll, dass 2012 „(…) 22% of the label group’s digital revenues came from streaming – and that the majority of its artists earn more now from track streams than track downloads.“. Obwohl keine Absolutwerte genannt wurden, kann dennoch davon ausgegangen werden, dass die Einnahmen der Labelgruppe aus dem Streaminggeschäft angesichts eines Künstlerrosters mit Adele, Jack White und The xx beachtlich sind.

In einer Mitgliederbefragung der weltweit agierenden Lizenzierungsagentur Merlin, die mehr als 20.000 Indie-Label wie z.B. Beggars Group/XL Recordings, Rough Trade, Naïve, Tommy Boy, Cooking Vinyl und Naxos vertritt, zeigt auf, dass „92% of respondents saw streaming and subscription revenues grow between 2011 and 2012, with a third enjoying increases of more than 100%“, wie die britische Branchenzeitschrift Musicweek kürzlich berichtete. In derselben Studie wird zudem gezeigt, dass 24% der Indies 2012 bereits mehr Einnahmen aus dem Streaming bezogen haben als von Musik-Downloads. Bei den europäischen Indies waren es sogar 30%, die mehr mit Streaming als mit Downloads verdienten.

Diese Zahlen scheinen zu belegen, dass Musikstreaming für die Labels zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden ist. In weiterer Folge soll nun das wirtschaftliche Potential von Musikstreaming und das dahinter liegende Geschäftsmodell aus Sicht der Labels genauer unter der Lupe genommen werden.

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Schutzfristverlängerung für Tonaufnahmen in der EU von 50 auf 70 Jahre – Eine ökonomische Folgenabschätzung

Am 12. September 2011 hat der Ministerrat der Europäischen Union der Verlängerung der Schutzfrist für Leistungsschutzrechte an Tonaufnahmen von 50 auf 70 Jahre zugestimmt, nachdem die Europäische Kommission 2008 einen Richtlinienvorschlag – allerdings mit einer Schutzfristverlängerung auf 95 Jahre – eingebracht hat, der 2009 vom Europäischen Parlament in Form einer Verlängerung der Schutzfrist auf 70 Jahre beschlossen wurde. Nun sind die EU-Mitgliedsstaaten gefordert, innerhalb von zwei Jahren die Richtlinie zur Schutzfristverlängerung in nationales Recht umzusetzen.

Die Verlängerung der Schutzfristen für Tonaufnahmen wurde erwartungsgemäß von den Interessensvertreter/innen der Musikindustrie begrüßt. In einer ersten Stellungnahme sprach der kürzlich zum IFPI-Chairman ernannte Plácido Domingo von einer guten Nachricht für die Musik-Interpret/innen, “(…) which reflects the important role performers play in success of songs by narrowing the gap between the protection offered to recorded performances and that offered to compositions.” IFPI-Geschäftsführerin Frances Moore fügte hinzu, dass “[t]he extension of the term of protection to 70 years (…) improves the conditions for investment in new talent.” Auch der Manager der irischen Pop-Formation U2 und Björn Ulvaeus von ABBA begrüßen in ihren Stellungnahmen die Entscheidung des EU-Rates.[1]

Die neue Schutzfristen-Richtlinie stößt aber nicht nur auf ungeteilte Zustimmung, sondern wird auch heftig von Open-Source-Aktivisten kritisiert. Aber nicht nur von diesen. Ein Großteil der renommiertesten Rechts- und Wirtschaftswissenschafter/innen, die sich mit Fragen des geistigen Eigentums auseinander setzen, spricht sich gegen die Verlängerung der Schutzfrist aus. In einem Statement gegenüber dem EU Parlament im Jahr 2008, spricht sich, angeführt von den renommiertesten IP-Forschungsstätten in der EU, das Who-is-Who der IP-Expert/innen, darunter auch die beiden Nobelpreisträger James Mirrlees und Kenneth Arrow, deutlich gegen eine Schutzfristenverlängerung aus, die lediglich ineffiziente Monopolrechte unnötiger Weise verlängere.[2]

Das wirft natürlich die Frage nach den ökonomischen Wirkungen der Schutzfristverlängerung auf. In diesem Beitrag wird eine wirtschaftliche Folgenabschätzung auf Basis der ökonomischen Theorie unternommen.

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